21.04.2015Clear - für eine weiße Social Media-Weste
Neue App entfernt digitalen Leichen aus der Timeline.
Clear - klingt nach Spülmittel oder nach Scientology-Wording, ist aber eine neue iOS-App, mit deren Hilfe Sie möglicherweise verhängnisvolle Posts in Ihrem Social Media-Profil aufspüren und rechtzeitig vor'm Vorstellungstermin per Klick entfernen können.
Entwickelt wurde Clear von Hipster.com Co-Gründer Ethan Czahor, der aufgrund angeblich "unangebrachter" Twitter-Postings aus früheren Jahren im Februar 2015 einen für ihn wichtigen Job (im Wahlkampfteam um Republikaner Jeb Bush) verloren hat. Da hat er sich ein eher spezielles und hypersensibles Arbeitsumfeld ausgesucht, der Wahlkampf in den USA ist eine echte Meinungs-, Image- und Kommunikations-Schlacht (siehe Marke Hillary). Offenbar boten die ziemlich dämlichen, aber eben aus dem Jahr 2009 stammenden Tweets tatsächlich eine bedrohliche Angriffsfläche, denn schnell berichteten einige Online-Medien und Czahor war seinen Traumjob los. Seither beschäftigte er sich mit der Entwicklung seiner neuen Clear-Anwendung.
So funktioniert Clear
Clear ist nur für's iPhone erhältlich und befindet sich noch in der sehr frühen Beta-Phase. Nach der Registrierung startet die Analyse und ist diese erst einmal durchgelaufen, müssen die vorgeschlagenen Posts durchgesehen und Stück für Stück selbst gelöscht werden. Erste Testversuche zeigen, dass der Buzzword- und Signal-Algorithmus, anhand dessen kritische Tweets oder Postings aus der Chronik aufgelistet werden sollen, noch sehr ausbaufähig ist. Das kann selbst der zugeschaltene IBM Watson® Super-Computer nicht verhindern. Clear ist also noch im Anfangsstadium - ein Selbsttest sei deswegen aber nicht ausgeschlossen:).
Fazit: Clear macht auch nur oberflächlich sauber
Clear ist ja nicht die erste Anwendung, die Unterstützung beim Aufräumen des eigenen Social Media-Archivs bietet. So unterhaltsam es sein kann, in alten Notizsammlungen, Tagebüchern oder Fotoalben zu schmökern, so amüsant oder manchesmal beschämend kann es sein, alte Tweets und Facebook-Postings nachzulesen. Aber diese gleich zu löschen, nur um den gewünschten Job zu bekommen oder zu behalten? In welchen Berufsfeldern können meine digitalen Fußabdrücke tatsächlich eine Barriere für die Karriere sein? Wäre das nicht eher ein idealer Zeitpunkt, um kritisch über "Job descriptions" nachzudenken, die Apps wie Clear offenbar notwendig machen? Und wie soll verhindert werden, dass nicht doch noch irgendwo Screenshots dieser im Nachhinein unmöglichen Tweets ans Tageslicht kommen? Vielleicht ganz einfach so: Denken, dann tweeten.
Würden Sie Clear nutzen, um die digitalen Leichen in Ihren Social Media-Profilen los zu werden?
Quellen:
Clear Beta
mashable.com: Don't get fired: This app will delete your embarrassing posts on social media
techcrunch.com: Clear deletes dumb tweets before you regret them